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TRIO LIRICO
Das Trio Lirico vereint drei eigenständige Künstlerpersönlichkeiten: die Geigerin Franziska Pietsch, den Bratschisten Atilla Aldemir und den Cellisten Arne-Christian Pelz. Gemeinsam gestalten sie einen leidenschaftlichen, kammermusikalischen Dialog – geprägt von Ausdruckstiefe, solistischer Brillanz und der kompromisslosen Hingabe an die Musik.
Seit seiner Gründung im Jahr 2014 hat sich das Trio als lebendiges, sich stetig weiterentwickelndes Ensemble etabliert. Die erste Besetzung mit Franziska Pietsch (Violine), Sophia Reuter (Viola) und Johannes Krebs (Violoncello) prägte den künstlerischen Auftakt. Es folgten prägende Phasen mit der israelischen Cellistin Hila Karni und seit 2023 mit Atilla Aldemir an der Bratsche. Mit dem Eintritt von Arne-Christian Pelz im Juli 2025 schlägt das Trio ein neues Kapitel auf – jedes Mitglied bringt seine eigene künstlerische Handschrift ein und erweitert so den gemeinsamen Klangraum.
Das Repertoire des Trios reicht von der Klassik bis zur Gegenwart und umfasst auch eigens arrangierte Streichduos, die neue dramaturgische Perspektiven eröffnen. Uraufführungen u. a. von Georg Biller, Thorsten Encke und Wolfgang Schultz unterstreichen die zeitgenössische Relevanz des Ensembles.
Die Diskografie des Trios umfasst vielbeachtete Aufnahmen, darunter Werke von Max Reger, Weinberg, Schnittke, Penderecki, sowie – mit Unterstützung von NEUSTART KULTUR – eine 2024 erschienene Produktion mit Werken von Dohnányi, Kodály, Ysaÿe und dem Streichtrio des ungarischen Komponisten Peter Eötvös, die mit dem Supersonic Award ausgezeichnet wurde.
Für das Jahr 2026 ist die nächste besondere Veröffentlichung geplant: eine Aufnahme zweier Meisterwerke der Wiener Schule – Arnold Schönbergs Streichtrio, eingespielt anlässlich seines 150. Geburtstags, sowie Mozarts Divertimento Es-Dur KV 563 – ein klingender Dialog zwischen Moderne und Klassik.

Franziska Pietsch Violine
„Franziska Pietsch gehört zu den spannendsten Künstlerpersönlichkeiten ihrer Generation“, urteilte Fono Forum. Das kommt nicht von ungefähr. Denn im Spiel einer Musikerin spiegeln sich die Erfahrungen eines Lebens. Und das war bei Franziska Pietsch ungemein bewegt. Musikalisch als auch menschlich. Mit zwölf Jahren bereits wurde sie als Solistin großer Violinkonzerte gefeiert und nahm Virtuoses von Paganini und Sarasate auf. Als Konzertmeisterin verschiedener Orchester tauchte sie in die Welt der großen Sinfonik und Oper ein, ehe sie sich für einige Jahre intensiv der Kammermusik widmete – vor allem im Duo, im Klaviertrio und im Streichtrio. Heute hat sich längst der Kreis geschlossen und Franziska Pietsch beeindruckt mit Bachs Sonaten und Partiten für Violine solo ebenso wie mit Prokofjews Violinkonzerten, für deren Einspielung sie u.a. mit dem Vierteljahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet wurde.
Das englische Magazin „Gramophone“ zeigte sich hingerissen von der besonderen Mischung aus „raw expression“ und „special Innigkeit“. Ob sie Bach oder Bartók, Grieg oder Penderecki, Strauss oder Schostakowitsch spielt – Franziska Pietsch gelingt dies mit einer Intensität, die mitreißt, aber nie effektheischend wirkt. Und wenn sie im Trio Lirico ihrer Liebe zum Streichtrio frönt, dann kann sie sich auch zurücknehmen, wo es angebracht ist. Diese Reife hat vielleicht mit ihrer Biographie zu tun.
Geboren in eine Musikerfamilie in Ost-Berlin, wurde Franziska Pietsch früh entdeckt und gefördert. Sie studierte beim berühmten Pädagogen Werner Scholz, debütierte mit elf Jahren als Solistin an der Komischen Oper Berlin und gewann ein Jahr später den 1. Preis beim Bachwettbewerb für Kinder und Jugendliche in Leipzig. Während sie sich auf den Menuhin-Wettbewerb in London vorbereitete, blieb ihr Vater nach einer Tournee im Westen. Zwei Jahre dauerte es, bis Franziska, ihre Mutter und ihre Schwester aus der DDR ausreisen durften, zwei Jahre, die geprägt waren von Repressalien, ohne Geigenunterricht und ohne Konzerte. Aber auch Jahre, in denen sie sich den grundsätzlichen Fragen stellen musste – welchen Weg im Leben sie gehen wollte und welche Rolle die Musik dabei spielen sollte. Geholfen hat ihr dabei vor allem die Musik Johann Sebastian Bachs. Der Neuanfang im „Westen“ war hart, auch wenn Ulf Hoelscher, einer der bedeutendsten Geiger in Deutschland, sie als Mentor unter seine Fittiche nahm. Nach dem Gewinn des Wettbewerbs „Maria Canals“ 1989 in Barcelona, wagte sie dann mit 20 den Sprung nach New York und studierte an der Juilliard School bei der legendären Dorothy DeLay. Wichtige Anregungen erfuhr sie darüber hinaus in Meisterkursen bei Wanda Wilkomirska, Herman Krebbers und Ruggiero Ricci.
Zurück in Deutschland übernahm sie für einige Jahre die Stelle als Erste Konzertmeisterin im Sinfonieorchester Wuppertal und gastierte in gleicher Position u.a. an der Deutschen Oper am Rhein, an der Frankfurter Oper, bei den Solistes Europèens und beim Orchestre Philharmonique de Luxembourg (deuxième soliste).
Zwischen 2000 bis 2014 spielte sie im Trio Testore, mit dem sie sämtliche Klaviertrios von Brahms aufnahm und das Festival „Mai Klassik“ gründete. 2014 gründete sie das Streichtrio „Trio Lirico“. Das kammermusikalische Spiel ist ihr bis heute genauso wichtig wie die solistische Zusammenarbeit mit großen Orchestern. Zu ihren Partnern zählten hier zuletzt u.a. das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin, die Budapester Philharmonie, das Dortmunder Konzerthaus, unter den Dirigenten, mit denen sie musiziert hat, finden sich so prominente Namen wie Antoni Wit, Horst Stein, Arpad Joò, Moshe Atzmon, Julia Jones, Toshiyuki Kamioka und Christian Macelaru. Konzertreisen führten sie in zahlreiche europäische Länder, die USA und Südamerika. Darüber hinaus ist Franziska Pietsch gern gesehener Gast in der Elbphilharmonie, im Palais de Beaux Arts, der Laeiszhalle Hamburg, der Berliner Philharmonie oder dem Konzerthaus Berlin, sowie bei Kammermusikfestivals, etwa beim Schleswig-Holstein - oder Aspen Music Festival.
Ihre CD Aufnahmen erleben ein herausragendes Echo und sind preisgekrönt. 2021 erhielt Franziska Pietsch den begehrten „International Classical Music Award“ für ihre CD „Fantasque“.
Vor wenigen Jahren ist eine neue Facette in Franziska Pietschs künstlerischem Schaffen hinzugekommen: 2015 hat sie zum ersten Mal eigene Gedichte in einem gemeinsamen Buch mit der Künstlerin Nasrah Nefer veröffentlicht.
Mit ihrem innovativen Projekt „musikMachtpoesie“ begibt sie sich gemeinsam mit einem Pianisten und einem Schauspieler auf eine unkonventionelle musikalische Reise. Im harmonischen Wechsel von Musik und Sprache soll dem Publikum ein tieferes Verständnis für Musik als poetisches Sprachrohr der Seele vermittelt werden.
Inspiriert von diesem ungewöhnlichen Konzertformat hat sie nun ihr eigenes Festival „WINTERKLASSIK“ gegründet.
Die Premiere fand im Januar 2024 im Sorbischen Museum Bautzen statt, einem Ort, an dem verschiedenen Kulturen leben und ein idealer Ausgangspunkt für eine spannende Reise zu Musik, Sprache und Poesie ist.
Im April 2025 erschien bei ARIA Classics Franziska Pietschs neueste Einspielung: Tides of Dance – mit Richard Strauss’ selten gespieltem Violinkonzert und Édouard Lalos Symphonie Espagnole, eingespielt mit der Orquesta Ciudad de Granada unter der Leitung von Jonathan Pasternack.
Sie spielt eine Violine von Carlo Antonio Testore, Mailand 1751

Atilla Aldemir Viola
Atilla Aldemir (*1975 Istanbul) erhielt seine musikalische Ausbildung am Staatlichen Konservatorium der Mimar Sinan Universität Istanbul. Nach seinem dortigen Abschluss wechselte er 1994 zu Prof. Lukas David an die Hochschule für Musik Detmold. Auf die Künstlerische Reifeprüfung folgten ab 1999 Studien bei Prof. Mintcho Mintchev an der Folkwang- Hochschule Essen, wo er 2002 sein Konzertexamen mit Auszeichnung ablegte. Wertvolle künstlerische Impulse gaben ihm zudem Barbara Górzynska und Prof. Matthias Maurer.
Atilla Aldemir erhielt zahlreiche Auszeichnungen, nach dem GWK-Förderpreis Musik 1998 in Münster u.a. 2000 den 1. Preis beim Violin-Wettbewerb Istanbul und 2002 den Folkwangpreis. Er war Laureat beim VIII. Int. Vaclav Huml Violin- Wettbewerb Zagreb 2005 und 2006 bekam er einen Sonderpreis beim 25. Int. Rodolfo Lipizer Preis für seine „Leidenschaft für die Musik“ und sein „starkes künstlerisches Temperament“. 2007 wurde er beim XIV. Int. Johannes Brahms Wettbewerb mit dem 2. Preis im Fach Violine sowie mit zwei Sonderpreisen aus- gezeichnet, 2008 bekam er beim Brahms Wettbewerb den 3. Preis in der Sparte Bratsche sowie den Preis für die beste Interpretation eines zeitgenössischen Werkes. 2011 wurde ihm als bester türkischer Interpret eines Streichinstruments der Donizetti Preis zuerkannt.
Konzertreisen führten Atilla Aldemir in zahlreiche europäische Länder, die USA, Israel und Ägypten. Darüber hinaus konzertierte er als Solist u. a. mit der Camerata Salzburg, dem Orchestre National Bordeaux Aquitaine und dem Opéra Orchestre National Montpellier, den Zagreber Philharmonikern, dem Konzerthaus Kammerorchester Berlin, dem MDR Sinfonieorchester Leipzig, der Borusan Philharmonie, dem Bilkent Symphonieorchester sowie allen staatlichen Symphonieorchestern der Türkei. Als Solist arbeitete er u.a. mit den Dirigenten Ivan Fischer, Kristjan Järvi, Lawrence Foster und Dennis Russell Davies zusammen. Zu seinen Kammermusikpartnern gehören neben Itamar Golan u.a. Fazil Say, Polina Leschenko und Jeremy Menuhin. Seit April 2017 ist Atilla Aldemir Solo- Bratschist des MDR-Sinfonieorchesters (Mitteldeutscher Rundfunk) in Leipzig.
Die 2020 entstandene Aufnahme mit Sonaten und Partiten für Violine solo (arrangiert für Viola solo) von J.S. Bach bei Cybele-Records wurde von MusicWeb International als „Recording of the year“ ausgezeichnet. Die Presse schrieb: [...] Atillas Intonation ist tadellos, während seine klangliche Qualität sehr schön und klangvoll ist… Er ist ein vollkommener Meister des Instruments...Fanfare Magazine (James V. Maiello) 2021 [...] der türkische Bratscher Atilla Aldemir ist ein ausgezeichneter Musiker, der die musikalischen und technischen Anforderungen mit Intelligenz und Leichtigkeit bewältigt – eine bemerkenswerte Leistung angesichts seiner ungewöhnlich großen Bratsche. The American Record Guide (Magil) 2021 [...] Er ist in der Tat ein Meister der Bratsche in jeder Bedeutung des Wortes: Technisch, mit perfekter Intonation und leidenschaftlich. Mit einem unglaublich genauen Gefühl, die richtige Stimmung im richtigen Moment zu haben, geht die spirituelle Stimmung direkt in Ihr Herz. Sein Spiel macht süchtig, sagte jemand, und ich glaube, es ist tatsächlich so.[...] HR-Audio (Adrian Quanjer) 2020

Arne - Christian Pelz Violoncello
Foto Chiara von Galli
Arne-Christian Pelz, seit 2016 Erster Solocellist der Deutschen Oper Berlin, wuchs in Rostock an der Ostsee auf und studierte in Houston/Texas, Berlin und Leipzig. Mit 25 Jahren wurde er zum Ersten Solocellisten der Symphoniker Hamburg unter Sir Jeffrey Tate ernannt.
Als gefragter Solist tritt er regelmäßig mit Orchestern in bedeutenden Konzertsälen auf, darunter die Berliner Philharmonie, die Laeiszhalle Hamburg, das Konzerthaus Berlin und das Gewandhaus Leipzig.
Neben seiner Leidenschaft für die Kammermusik führte seine Neugierde für unterschiedliche Musikstile und Formate zu zahlreichen Kollaborationen mit Choreographen, Elektronikmusikern und Videokünstlern. Im Rahmen einer Tanz-Martinee des Kissinger Sommer Festivals 2024 debütierte er mit seiner Bearbeitung von J.S. Bachs BWV 996 für fünfsaitiges Cello und elektronischer Musik. Die Zusammenarbeit mit dem Choreografen Andreas Heise und dem Elektronikmusiker Kian Jazdi resultierte bereits im Herbst 2022 in dem experimentellen Tanzabend „Schütz-Universum“ in Dresden mit Bearbeitungen und Improvisationen zu Musik von Heinrich Schütz mit AuditivVookal Dresden.
Im April 2024 tourte Arne-Christian Pelz mit der Neuen Philharmonie Berlin durch ganz Deutschland und spielte Dvořáks Cellokonzert, unter anderem im Konzerthaus Berlin. Seine Leidenschaft für Zusammenarbeiten mit dem Tanz führte ihn dazu, beim Hatch House Festival 2024 gemeinsam mit der weltberühmten Tänzerin Ksenia Ovsyanick aufzutreten. Seine Bearbeitung von Mendelssohns Liedern ohne Worte wurde 2023 vom Tokyo Ballet in Auftrag gegeben und wurde kürzlich live auf den deutschen Klassikradiosendern NDR und MDR während
des Eröffnungskonzerts des Liedstadt-Hamburg-Festivals 2024 aufgeführt.
2019 bis 2024 war Arne-Christian Pelz Dozent an der HfM Hanns Eisler Berlin und seit dem Wintersemester 2023 an der Akademie für Schöne Künste (ASK) Berlin. Er unterrichtet regelmäßig internationale Meisterklassen, insbesondere im Sommer 2024 und 2025 in Wuxi, China. Im Sommer 2025 wurde er nach 2016 erneut zum Rosamunde Festival in Winnipeg/Kanada als Dozent und Solist eingeladen.
Arne-Christian Pelz spielt derzeit ein Instrument von Alexandre Breton aus dem Jahr 2017 und ein fünfseitiges Cello von Lockey Hill aus dem Jahr 1792.